Mere-Exposure-Effekt

Mere Exposure Effekt

Mere Exposure Effekt

Der wichtigste Einflussfaktor auf uns und unsere persönliche Entwicklung ist das Handeln der Menschen in unserem Umfeld. Ein gutes Vorbild zu sein, entspricht nicht nur den Ansprüchen, die wir an Eltern im Bezug auf Ihre Kinder haben sollten. Jeder Mensch besitzt eine Vorbildfunktion zu jeder Zeit, in der er oder sie mit anderen Menschen interagiert. Wir sind von frühester Kindheit darauf fokussiert, das Verhalten von anderen Menschen zu adaptieren. Je häufiger wir einen Menschen oder das Verhalten von Menschen beobachten, desto eher orientieren wir uns daran und übernehmen das besagte Verhalten. Auch wenn wir bei bestimmten Handlungen bewusst entscheiden können, ob wir sie adaptieren oder nicht. Grundsätzlich gilt, dass wir etwas umso mehr mögen, je häufiger wir damit konfrontiert sind. Wir nennen dieses Phänomen in der Wissenschaft Mere-Exposure-Effekt.

Der Mere-Exposure-Effekt

Vielleicht hast Du es schon einmal erlebt. Du kommst auf eine neue Schule, trittst einen neuen Job an oder kommst in eine andere soziale Situation, in der Du neue Menschen kennenlernst. Am Anfang sind dir diese Menschen ein wenig suspekt. Du bist dir ihrer nicht sicher. Nach einer gewissen Zeit legt sich dieses Gefühl und wenn Du nach einigen Jahren die Schule oder den Job wieder verlässt, hast Du das Gefühl, diese Gruppe von Menschen wäre ein Teil von dir und deinem Leben, von dem Du dich nicht trennen möchtest. Durch das häufige Aufeinandertreffen hast Du gelernt, dass von diesen Menschen keine Gefahr ausgeht. Anders ausgedrückt:

Durch den Mere-Exposure-Effekt sind dir diese Menschen vertraut geworden und Du hast sie lieb gewonnen.

Der Mere-Exposure-Effekt beim Essen

Wenn man Menschen fragt wie ihr Essverhalten aussieht, antwortet die überwiegende Mehrheit mit „normal“. Normal ist für uns das, was wir regelmäßig durch unsere Sinne wahrnehmen. Je häufiger wir diese verlässliche Sinneserfahrung machen, desto sicherer und attraktiver kommt sie uns vor. Wir übernehmen dann ein bestimmtes Essverhalten. Auch dann, wenn die Art wie wir uns verhalten und ernähren langfristig höchst unvorteilhaft für unsere Gesundheit und unsere eigenen Ziele sein mag. Selbst wenn wir die gesundheitlichen Nachteile kognitiv verstehen, fällt es uns auf emotionaler Ebene oftmals sehr schwer unser Verhalten zu verändern. 

Gewohnheiten und der Mere-Exposure-Effekt

Erst wenn wir den Mere-Exposure-Effekt verstanden haben, können wir ihn für Veränderungen nutzen. Denn wenn wir etwas an unserem Verhalten wirklich verändern möchten, können wir unser Umfeld so ausrichten, dass dieser Effekt für unsere Ziele arbeitet und nicht dagegen. Wollen wir uns gesundheitsförderlicher ernähren, benötigen wir nicht unbedingt mehr Selbstdisziplin. Stattdessen sollten wir unsere bevorzugte Wahlmöglichkeit zur Normalität machen. Denn je häufiger wir etwas tun, desto normaler, sicherer und besser erscheint es uns. Da wir allerdings nicht im luftleeren Raum leben, müssen wir diese Veränderungen auf unser direktes Umfeld erweitern. Denn wenn es dort weiterhin die alten Auslösereize gibt, werden wir auch unsere alten Gewohnheiten ausführen.

Fazit

Wir leben in einem sogenannten „adipogenen Umfeld“. Das heißt die Sinnesreize, die uns durch Werbung und unser soziales Umfeld begegnen, begünstigen Übergewicht, Adipositas und Diabetes. Wenn wir unser Essverhalten verändern möchten, müssen wir verstehen, dass Willenskraft allein meist nicht ausreicht. Wir müssen unser Umfeld dahingehend verändern, dass es uns unbewusst, mit Hilfe des Mere-Exposure-Effekts zu gesundheitsförderlichen Entscheidungen befähigt. Dabei geht es weniger um Disziplin als um langfristige, unterbewusst ablaufende Veränderungsprozesse in uns selbst.