Herausforderung: Leben

Herausforderung: Leben

Ein gelingendes Leben zu führen ist eine Herausforderung. Eine Herausforderung, die komischerweise immer dann wiederkehrt, wenn wir das Gefühl haben sie zu meistern. Wir leben in einer Welt, die sich immer schneller wandelt und von jedem von uns eine ständige Anpassung verlangt. Wir wollen die Beziehungen zu unseren Mitmenschen gestalten und unsere berufliche Rolle erfüllen. Als ob diese Herausforderungen nicht schon komplex genug wären, wollen oder sollen wir auch noch gesund essen, Sport treiben und uns persönlich weiterentwickeln. Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, der sich davon zeitweise überfordert fühlt. Aber, darf man überhaupt überfordert sein oder ist das ein Zeichen von Schwäche, das man sich nicht erlauben darf? Ein Plädoyer für mehr Entspannung, Eingestehen von Schwäche und Verständnis für sich selbst.

Herausforderung: Leben

Um ein gelingendes Leben zu führen, müssen wir lernen Prioritäten zu setzen. Alle sagen das. Aber auf welche Bereiche sollen wir denn unsere Priorität setzen? Gesundheit ist sehr wichtig. Man hört immer wieder, dass Gesundheit zwar nicht alles sei, aber ohne Gesundheit alles nichts wäre. Oder sollen wir uns stärker auf unsere Arbeit konzentrieren? Einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten, führe nicht nur zu mehr Anerkennung, sondern auch zu einem höheren Selbstwert. Aber was ist denn dann mit unseren sozialen Beziehungen? Sogar die Grant/Harvard-Studie sagt, dass gelingende soziale Beziehungen mit 50 Jahren ein besserer Prädiktor für Gesundheit mit 80 Jahren sei als der Cholesterinspiegel. Viele Fragen. Aber auch eine Hypothese:

„Soziale Beziehungen, Gesundheit und sinnerfüllte Arbeit sind in dieser Reihenfolge die wichtigsten Elemente eines gelingenden Lebens.“

Herausforderung: Identitätsfindung 

Kannst Du mir zustimmen, dass soziale Beziehungen, Gesundheit und Arbeit, gedacht als Beitrag zur Gemeinschaft, die wichtigsten Elemente eines gelingenden Lebens sind? Falls ja, stehen wir nun vor der Herausforderung, wie wir die Elemente dieser drei Puzzleteile in unser Alltagsleben integrieren. Um das tun zu können, halte ich es für unabdingbar uns Zeit für Ruhe zu gönnen. Wieso? Weil wir nur in Ruhe eine Vorstellung davon bekommen können, wer wir sind und wer wir werden möchten. Diese beiden Fragen sollten wir uns immer wieder stellen, am besten täglich. Nur so können wir unsere Tage uns damit unser Leben nach unseren eigenen Prioritäten gestalten.

„Ohne Ruhe sind wir ein Spielball all der Eindrücke und Einflüsse, die uns on- und offline im Alltag begegnen.“

Sein statt Tun

Um unsere Prioritäten setzen zu können, schlage ich dir vor, weniger zu tun und mehr zu sein. Das ist eine Haltung, die in unserer Leistungsgesellschaft ziemlich kontraintuitiv ist. Der Fokus auf Achtsamkeit, Ruhe und Meditation scheinen mir allerdings eine essenzielle Gemeinsamkeit von glücklichen, gesunden und erfolgreichen Menschen zu sein. Um die Herausforderung von stetiger Weiterentwicklung, Gesundheit und Wohlbefinden zu meistern, sollten wir bei uns selbst beginnen und uns täglich fragen:

„Wer bin ich? Wer möchte ich werden? Wo liegen meine Prioritäten?“

Herausforderung: Soziale Beziehungen pflegen

Die Harvard- bzw. Grantstudie beobachtet seit 1919 Männer (mittlerweile zum Glück auch Frauen) aus Harvard und Bosten. Die Versuchsinitatoren wollten herausfinden, welche Determinanten Menschen erfolgreich und glücklich machen. Leider fanden sie keine signifikanten Zusammenhänge. Außer einen: Gute, tiefgreifende soziale Beziehungen halten uns glücklich und gesund. Einsamkeit macht krank und tötet. Eigentlich nicht sonderlich überraschend. Doch zwischen Theorie und Praxis liegen oftmals große Unterschiede. Nicht nur beim Thema Ernährung und Essen, sondern auch beim Pflegen von Beziehungen. 

„Welche Beziehungen möchtest Du in deinem Leben aufbauen und pflegen?“

Herausforderung: Gesundheit

Das Thema Gesundheit ist für viele anstrengend und überspannt. Für andere ist es einfach völlig irrelevant. Dabei ist Gesundheit eine wichtige Angelegenheit, in die wir gar nicht allzu viel Zeit und Energie investieren müssen. Nicht nur das. Wenn wir gesund essen, uns ausreichend bewegen und Zeit für Entspannung ein unseren Alltag einbauen, gibt uns das mehr Energie als es uns kostet. Von 168 Wochenstunden 8-10 Stunden aktiv in unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit zu investieren, sollte ein sinnvoller Tausch sein. Meine Erfahrungen in der Ernährungsberatung und in meinem eigenen Leben zeigen jedoch, dass dieses Investment in uns selbst, eine Herausforderung ist. Wir sind auf kurzfristige Befriedigung unser Bedürfnisse aus und diese stehen nicht selten im Widerspruch zu unseren gesundheitlichen Plänen.

Herausforderung: Sinnerfüllte Arbeit

Die dritte große Herausforderung ist der Umgang mit unserer Zeit und Energie im Bezug auf Arbeit. Die meisten Menschen gehen einer Beschäftigung nach, die sie aufgrund von materiellen Bedürfnissen für notwendig halten. Nur eine Minderheit geht einer Arbeit nach, die er oder sie als intrinsisch sinnhaft betrachtet. Arbeit sollte uns dabei helfen uns weiter zu entwickeln und zu entfalten. Sinnentleerte Arbeit hingegen scheint es uns schwerer zu machen, gut für uns zu sorgen, unsere Gesundheit und soziale Beziehungen zu pflegen. 

„Wie können wir es schaffen, diese drei Elemente in Einklang zu bringen?“

Vernunft und Unvernunft

All die Ausführungen bis zu diesem Punkt beruhen auf vernünftigen Überlegungen. Wenn wir rein vernünftig denken und handeln würden, wäre ein gelingendes Leben leicht. In der Realität sind wir leider nicht allzu vernünftig. Menschen sind widersprüchlich, das macht uns aus. Wir können mit unserer Vernunft daran arbeiten, soziale Beziehungen, Gesundheit und sinnerfüllte Arbeit ins Gleichgewicht zu bringen. Aber auf dem Weg dorthin werden wir immer wieder mit unserer Unvernunft konfrontiert. In meinen Augen ist es wichtig, gutmütig mit sich selbst umzugehen. Wir dürfen lernen unsere Unvernunft und unsere eigene Widersprüchlichkeit zu akzeptieren und lieben zu lernen.

Herausforderung: Synthese

Die Herausforderung vor der wir alle stehen, ist, wie bereits oben erwähnt, uns den Raum zu geben, herauszufinden wer wir sind und wer wir werden möchten. Anhand dieser Überlegungen unsere Prioritäten zu setzen, sodass wir unsere sozialen Bedürfnisse befriedigen, gesund essen und leben sowie sinnerfüllt arbeiten können. Bei diesem Prozess dürfen wir dann mit unserer unvernünftigen Seite Frieden schließen und lernen uns als widersprüchliche Individuen anzuerkennen. Dabei unterstützend zu wirken, sehe ich als die eigentliche Herausforderung von Ernährungsberatung und Gesundheitsförderung an.